Bereits im Jahr 2014 war eine Reise nach Israel geplant, denn jüdisches Leben, deutsche Geschichte genauer der Nationalsozialismus und der Holocaust spielten häufig eine Rolle in der inhaltlichen Arbeit des Projekts. Ob durch Filme, die wir gesehen, Ausstellungen, die wir besucht oder Zeitzeugengespräche, die wir erlebt haben. Sogar einen selbst recherchiert und durchgeführten Stadtspaziergang zu jüdischem Leben haben Jugendliche des Projekts angestoßen.
Damals musste die Fahrt leider auf Grund der angespannten Situation vor Ort abgesagt werden; letztes Jahr im August sind wir dann gefahren.
In der Vorbereitung hieß das für uns als ProjektmitarbeiterInnen, TeilnehmerInnen finden, Finanzen kalkulieren und Fördermittel akquirieren, sowie Flüge und Unterkünfte buchen. All das taten wir mittels Erfahrungen anderer Pastoren/Pastorinnen und JGs die regelmäßig solche Reisen organisieren. Auch für die inhaltliche Vorbereitung nutzten wir Erfahrungsberichte und Reiseführer.

Tag 1 – Ankommen:
Am 07.08. ging es dann um 04.10 Uhr am Greifswalder Hauptbahnhof los Richtung Berlin.
Ein Teil der Gruppe fuhr mit dem Zug, ein Teil mit dem Auto und die letzten stießen dann in Berlin direkt zur Gruppe. Bevor wir jedoch ins Flugzeug steigen konnten, hatten wir noch Check-In, Gepäckaufgabe und die gefürchtete Sicherheitsbefragung vor uns, die Fragen zu Aufenthaltsort und -dauer, Reisezielen, Fortbewegungsmitteln, Besuchen in der Westbank bzw. Palästina und zur Zusammensetzung unserer kleinen Reisegruppe beinhaltete.
Nach circa vier Stunden Flug landeten wir in Tel Aviv und fuhren von dort mit dem Bus nach Jerusalem. Nach einem kurzen Fußweg erreichten wir unser Hostel. Schnell wurde das Gepäck auf 10-Bett- und Betreuerzimmer verteilt, bevor wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem machten. Ganz klassisch blieben wir an einem Falafel/Shawarma Stand hängen und schlugen uns die Bäuche voll. Auf dem Rückweg zum Hostel erkundeten wir dann in einem Supermarkt das örtliche Angebot an Chips und Kaltgetränken, um den Abend anschließend bei Knabbereien gemeinsam auf der hauseigenen Dachterrasse ausklingen zu lassen.

Tag 2 – Jerusalem (David und Wiebke)
Dienstag haben wir das alte Jerusalem erkundet. Zuerst ging es auf den Zionsberg zu einem der zwanzig Räume, in denen angeblich das letzte Abendmahl stattgefunden haben soll. Außerdem haben wir das Grab von Oskar Schindler auf einem katholischen Friedhof besucht. Immer mal mussten wir anhalten um kurz Pause zu machen und uns die fünfte Schicht Sonnnencreme aufzutragen. Dann führten uns Kassi und Kai durch das Zionstor in die Altstadt. Wir versuchten alle Teile des ehemaligen Jerusalems zu begehen. Auf unserem Plan standen: der Tempelberg mit Felsendom und Al-Aqsa-Moschee, die Klagemauer, das Grab Davids auf dem Zionsberg, der Kreuzweg und die Grabeskirche. Man konnte miterleben wie Juden, Muslime und Christen miteinander leben. Diese kulturelle Vielfalt war sehr beeindruckend. Nach all der Kultur und bei Sonnencreme-Schicht 63 durften wir den „Shuk“ (den Bazar) erkunden. David konnte sich endlich eine Zahnbürste kaufen, was uns alle „aufatmen“ lies.
Abends saßen wir noch auf der Dachterrasse und Leander hat einen Sitzsack kaputt gemacht…
In meinem eigenen Tagebucheintrag fasse ich zusammen: „Suche nach Ruhe – stattdessen Tourismus.“ Mit der Reise nach Israel – speziell nach Jerusalem, zu all den heiligen Stätten, verband ich hohe Erwartungen. Ich erhoffte eine stille Atmosphäre – die Grabeskirche als einen spirituellen Ort. Die Realität ergab, dass all diese Orte im Grunde touristische Attraktionen sind. Alles war voller Menschen. In der Grabeskirche nutzten sie einfache Bauzäune um die Menschenmenge zu leiten. Diese zerstörten die majestätische Optik der glänzenden Kirche. Ich hatte Respekt, dass es trotzdem Nonnen gab die hier beten konnten. Als ich dann aus der Grabeskirche rauskam, war ich sehr enttäuscht, dass meine Erwartungen nicht erfüllt worden sind. Jetzt, drei Monate später, würde ich jedem empfehlen die Reise dorthin zu machen. Die Stadt und die Gebäude sind auf jeden Fall sehenswert, wenn auch nicht als Orte der Ruhe. Auch für mein Bibelverständnis war dieser Tag wichtig. Dieses alte Buch wirkt uns so fremd und mit dieser Reise konnten wir wenigstens die geografische Hürde überwinden. Für mich war es sehr interessant zu sehen, dass die Orte von denen man liest auch nur einfache Orte sind und Jerusalem eine normale Stadt, in der es auch früher schon voll, laut und heiß war.

Tag 3 – Yad Vashem & Ölberg (Leaner und Ole)
Yad Vashem ist eine riesige Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Holocaust, verursacht durch die deutschen Nationalsozialisten während des zweiten Weltkriegs. Die Gedenkstätte umfasst ein Museum, unzählige kleiner Denkmäler, eine Bibliothek und ein Archiv von fast 60 Millionen schriftlichen Dokumentationen und 140.000 Fotografien aus dieser Zeit. Unsere Reisegruppe hat diesen Ort am dritten Tag besucht. An diesem Tag war ich der König und durfte die Krone tragen. Wir sind von unserem Hostel in Jerusalem mit der Straßenbahn morgens zur wenige Stationen entfernten Gedenkstätte gefahren. Es war, wie im Israelischen Sommer erwartet, unglaublich heiß. Die Sonne brannte auf uns nieder und es war windstill. Die kühle Eingangshalle von Yad Vashem war uns sehr willkommen. Wir konnten dort unsere Taschen abgeben, Wasser in unsere Trinkflaschen füllen und uns auf den Besuch des jüdischen Museum vorbereiten. Über eine Brücke gelangten wir von der Eingangshalle aus über ein Kliff in das Museum, welches so gebaut wurde, dass es sich wie ein Keil durch einen Berg zieht. Im Museum war es wieder kühl und dunkel. Dieses ist aufgebaut wie ein langer Gang, den man mäanderartig durch verschiedene Räume mit bestimmter Thematisierung durchqueren musste. Diese reichte von der Entstehung des Nazi-Regimes bis hin zur Befreiung der Juden aus den Konzentrationslagern. In jedem Raum gab es Beiträge zu Bildern, Ausstellungsstücken und alten Schriften, die man sich per Audioguide in verschiedenen Sprachen anhören konnte. Um sich jeden einzelnen Beitrag des Museums anzuhören, dafür reichte die Zeit und vor allem die eigene Ausdauer nicht aus. Nach der hautnahen Darstellung von all dem Leid, das die Juden in deutschen und polnischen Ghettos und Konzentrations- bzw. Vernichtungslagern erfuhren, ist man benommen von diesem. Den gewaltigen Umfang der Verbrechen muss man verarbeiten, auch wenn sie für uns heute schwer greifbar sind.
Nach dem Museumsbesuch saßen wir zusammen im Hof, umgeben von weiteren Gebäuden, und warteten auf diejenigen, die sich noch im Museum beschäftigten. Die Steine, aus denen der Boden und die Gebäude ringsum bestanden, waren sehr hell und so entstand zusammen mit der brennenden Sonne eine blendende, heiße Atmosphäre, die jeden erschöpfte und träge machte. Nachdem die Gruppe wieder vereint war, besuchten wir noch einige Denkmäler, die mal mehr und mal weniger anschaulich waren. Das, was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war ein dunkler Raum, in dem viele Kerzen so gespiegelt wurden, dass es aussah als gäbe es unendlich viele von ihnen. Dabei wurden von einer Stimme in einem sehr neutralen Ton viele jüdische Namen vorgelesen. Wie ich später erfuhr, dauert ein Durchlauf aller vorgelesenen Namen knapp drei Monate. Was das ganze so schrecklich machte, war das jedes Kind, dessen Name dort vorgelesen wurde, ein Opfer des Holocaust, dem wohl schlimmsten Verbrechen aller Zeiten war. Diese Erinnerung wird mich nun mein Leben lang begleiten und mir die Ausmaße des Holocaust vor Augen halten. Damit war nun auch unser Besuch in Yad Vashem beendet.

Tag 4 – Bethlehem (Till und Jasper)
Am vierten Tag war Bethlehem unser Ziel. Die kleine Stadt liegt heute im palästinensischen Autonomiegebiet, ein Stück außerhalb von Jerusalem. Mit einem Bus machten wir uns also auf den Weg zum Grenzübergang. Auf uns wartete eine lange Mauer mit einer sehr leer aussehenden Grenzkontrolle. Erst waren wir noch ein wenig aufgeregt, wie es wohl sein würde, nachdem die Flugzeugkontrollen so streng waren, aber tatsächlich wird man in dieser Richtung gar nicht überprüft.
Hinter der Grenze erwarteten uns ein Menge aufgeregter Taxifahrer, die uns alle Graffiti an der Mauer zeigen wollten. Wir gingen aber lieber zu Fuß und wanderten los, in Richtung der Geburtskirche.
Dabei gingen wir an der bunt besprühten Mauer entlang, an der sich Graffiti-Künstler aus aller Welt verewigt haben. Viele haben politische Botschaften zum Ausdruck gebracht, andere haben einfach etwas Lustiges oder Schönes geschrieben oder gemalt. Auf unserem Weg durch Bethlehem fiel auf, dass die Stadt ärmer und dreckiger aussieht als Jerusalem. Aber es strahlt trotzdem seinen eigenen Charme aus.
Schließlich gelangten wir an einen großen Platz, an dessen Kopf die Geburtskirche steht. Hier soll angeblich der Ort gewesen sein, an dem Jesu Geburt stattgefunden hat. So richtig nachweisen kann man das natürlich nicht. Trotzdem waren Pilger aus aller Welt und unterschiedlichster Konfessionen zugegen, um in dem winzigen Raum unter dem Altar der Kirche zu sehen, wo Maria und Josef ihren Sohn zur Welt gebracht haben sollen. Die Kirche selbst war leider gerade in Renovierung, aber der Altarraum nicht, und so konnte man den Reichtum bestaunen, der dort zu sehen ist. Gleich neben der alten Kirche steht noch eine andere, mit einem Kloster und einem sehr schönen, angenehm kühlen Kreuzgang.
Interessant war auch die Eingangstür in die Geburtskirche: Sie ist sehr klein und niedrig, damit Angreifer vom Pferd steigen und sich bücken mussten, um in die Kirche zu kommen, und sich so nicht gegen Verteidiger zur Wehr setzen konnte.
Nach diesem Besuch setzten wir uns auf dem Platz in den Schatten und aßen erst einmal Mittag; wir hatten Pitabrot und Hummus dabei. Als wir satt waren sind wir noch zur Milchgrotte gegangen. Das ist eine Höhle, die als heilig gilt, weil dort Maria ein Tropfen ihrer Muttermilch auf den Stein gefallen und daraufhin der Stein weiß geworden sein soll. Heute steht an dieser Stelle auch ein Kloster.
Auf dem Rückweg gingen wir wieder an der Mauer entlang, und als wir zum Grenzübergang kamen, wurden wir tatsächlich kontrolliert, unsere Pässe wurden angesehen und unser Gepäck durchleuchtet. Dann ging es auch schon wieder zurück nach Jerusalem, zurück ins Hostel und dann zum Busbahnhof und mit dem Bus nach Nazareth. Dort angekommen ging es auch gleich zu unserer Unterkunft dort.
Nachdem wir eingekauft, gekocht und gegessen hatten, unterhielten sich manche noch über den Tag, andere spielten Karten. So ging der Tag zu Ende.

Tag 5 – Nazareth (Marleen & David)
Freitag war der Tag unserer Reise an dem wir uns fast gänzlich in Nazareth befanden.
Nach einer heißen Nacht in einem wunderschön altertümlichen, fast malerisch anmutenden Hostel begaben wir uns nach dem Frühstück auf den Weg ins Innere der Stadt. Wir fanden uns schnell in den schmalen Gassen der alten Stadt wieder bis wir zu einer Hauptstraße durchstießen und dieser folgten auf dem Weg in Richtung unseres ersten Ziels, Nazareth Village. Nazareth Village war eine historische Darstellung der Umstände zu Lebzeiten Jesus. Ein lebendiges Museum sozusagen. Wir erhielten eine Führung, sodass wir, nachdem wir einige allgemeine Infos zu Beginn der Ausstellung erhalten hatten, mithilfe der Nachstellung durch Schausteller und Nachbauten, sowie originale Überbleibsel, das Leben dieser Zeit nachempfinden konnten.  Wir erfuhren mehr über die Herstellung von Öl, Werkzeug und dem Leben in der Gesellschaft zu der Zeit. Neben den Tieren, wie Esel, welche durch ihre Handzahmheit auf große Begeisterung stießen, gab es unter anderem noch einen Nachbau vom Grab Jesus zu betreten und zu begutachten.  Das letzte Highlight an diesem Ort war der Souvenirladen, in welchem Mitbringsel für die Familie, als auch Andenken und die späteren Geschenke der Reiseleiter besorgt wurden.
Danach brachen wir auf in Richtung der Verkündigungskirche. Diese Kirche war der erste und einzige Ort der Reise wo es tatsächlich vonnöten war, dass wir lange Sachen trugen bzw. Knie und Schultern verhüllten. Doch nicht nur das war anders an dieser Kirche, sondern der Aufbau und die Atmosphäre in der Kirche waren anders als bei den bisher besuchten Kirchen.  Was bisher oftmals bemängelt wurde, war die fehlende Spiritualität und Kommerzialisierung der eigentlich heiligen Stätte, doch an diesem Ort war es meiner Meinung nach anders. Es herrschte eine ruhige, tatsächlich spirituelle Art und auch der sonst so vielseitig vertretene Prunk war hier zurückgestellt. Der Boden war mit Marmor gepflastert und sowohl die Säulen im ersten, als auch der Altar im zweiten Stockwerk waren edel und nicht überladen gestaltet.
Die Wände waren mit Darstellungen davon versehen, wie Jesus in allen möglichen Ländern der Welt dargestellt wurde, was den Prunk ersetzte, denn obwohl die Darstellungen kunstvoll waren, wirkten sie nicht so übertrieben und protzig wie die sonst üblichen Goldverzierungen.
Nach dem Abholen der Sachen im Hostel endete auch schon unsere Zeit in Nazareth und wir traten die Weiterfahrt nach Tel Aviv an.

Tag 6 – Tel Aviv (Conni & Linus)
Den letzten vollen Tag unserer Israelreise haben wir in Tel Aviv/ Tel Aviv – Jaffa verbracht. Wie immer starteten wir in den Morgen mit einem leckeren Frühstück im sehr zu empfehlenden Abraham Hostel. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Jaffa. Jaffa war einst (mit Haifa) eine der größten arabischen Handelsstädte. Bereits in der Bibel wird die Stadt Yafo genannt, obwohl Jona (Jona und der Wal) gesagt bekommt nach Ninive zu gehen widersetzt er sich Gottes Willen und geht nach Westen. In Yafo fährt er dann mit dem Schiff hinaus, in der Hoffnung im weiten Meer fern von Gott zu sein.
Im Jahre 1948 wird Jaffa dann israelisch, doch im Gegensatz zu anderen Städten ist es bis heute arabisch geblieben (ähnlich wie Nazareth). Ab 1950 wurde die eigenständige Stadt dann mit ihrem eigentlichen Vorort Tel Aviv zusammengelegt. Der Stadtkern ist voller arabischer Bars oder auch Galerien. Jaffa bildet hiermit Freiraum für die Künstlerszene Tel Avivs. Obwohl Jaffa arabisch geprägt ist, wird es von allen Bewohnern Tel Avivs besucht. So haben auch wir uns auf den Weg gemacht und spazierten auf direktem Weg zum Strand, an vielen äußerst modernen und beeindruckenden Hochhäusern vorbei. Bald wurden die Häuser immer kleiner in den vielen kleinen engen Gassen, für die Jaffa so bekannt ist. Bald fanden wir uns auf der Wunschbrücke wieder, bei der man sein eigenes Sternzeichen auf dem Geländer finden und dann berühren sollte und sich mit Blick auf das Meer etwas wünschen durfte. Weiter hatten wir einen wunderbaren Blick auf den Glockenturm, den wir schon von weitem gesehen haben. Besonders eindrücklich war ein Kunstwerk, das unseren Umgang mit der Natur kritisiert. Es war ein Ei aus Stein, das an Stahlseilen in der Luft hängt und aus dem ein Organgenbaum wächst. Die Intention des Künstlers war es zu sagen, dass – sollten wir Menschen die Natur weiterhin so wie bisher behandeln – der einzige Ort für sie zu überleben in fliegenden Steineiern ist.
Bevor wir den Nachmittag frei gestalten durften, haben wir noch gemeinsam zu Mittag gegessen. In unserer Freizeit haben Conni und ich ihren Bruder getroffen, der für ein halbes Jahr in Tel Aviv lebt. Er hat uns von seinen bisherigen Erfahrungen erzählt, während er uns durch die Stadt geführt hat.
Den Abend haben wir als Gruppe gemeinsam am Strand bei einem wunderschönen Sonnenuntergang ausklingen lassen.

Tag 7 – Abreise
Am 13.08. hieß es dann Koffer packen, ein letztes Frühstück im Hostel und Abschied nehmen. Bevor wir uns allerdings auf den Weg zum Flughafen machten, haben wir auf dem Carmel Markt letzte Einkäufe erledigt – Frisches Obst, Gewürze, Souvenirs, Leckereien vom Bäcker und Briefmarken. Beendet haben wir unseren Besuch in Israel mit dem Besuch der großen Synagoge in der Allenby Street.