1. Selbstverständnis und Ziele

„Zusammen wachsen“ ist ein gemeinwesenorientiertes Jugendprojekt der Evangelischen Altstadtgemeinden St. Jacobi, St. Nikolai und St. Marien in Greifswald. 
Mit dem Projekt reagieren die Gemeinden auf das Interesse und Bedürfnis Jugendlicher ohne Migrationshintergrund, sich mit den Themen Flucht und Migration zu beschäftigen und Kontakte zu Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund aufzubauen. Sie unterstützen die Entwicklung einer Gemeinschaft junger Menschen über Konfessionen, Herkunft und persönliche Biografien hinaus und nehmen als Teil einer wünschenswerten Willkommenskultur die Etablierung dieser in Angriff. Das Projekt gibt Anstoß zur Reflexion der eigenen Position im Eine-Welt-Gedanken und fördert ein solidarisches Miteinander.
Alles in allem orientiert sich „Zusammen wachsen“ am biblischen Menschenbild: Jeder Mensch ist berufen, sich in die Gesellschaft einzubringen. Alle Menschen sind aufeinander angewiesen. Jede_r trägt Verantwortung und soll die Möglichkeit zur ihm/ zur ihr entsprechenden Teilhabe an der Gesellschaft haben.

 

2. Zielgruppen

Die Angebote des Projektes richten sich im Wesentlichen an
– Kinder und Jugendliche aus Greifswald und Umgebung mit Migrationshintergrund
(verschiedener Herkunft und mit verschiedenem Aufenthaltsstatus)
– Jugendliche im Alter von 14 – 18 Jahren aus Greifswald und Umgebung ohne
Migrationshintergrund

 

3. Inhalt

Um die Ziele und das Selbstverständnis praktisch umsetzen zu können, ist das Projekt in drei eng verknüpften Bereichen aktiv

3.1 offene Jugendarbeit

Die offene Jugendarbeit soll jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund die Möglichkeit bieten, ihre freie Zeit gemeinsam zu gestalten und zu organisieren. In den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten wird ein offener Jugendtreff etabliert, der einen niedrigschwelligen Zugang zum Projekt und erste Partizipationsmöglichkeiten schafft. Die hier entstehenden Bedürfnisse definieren sich nicht vor dem Hintergrund einer Nationalität. Vielmehr sind hierfür Alter, Peergroup und Interessen von Bedeutung. Eine mögliche Vielfalt und daraus resultierende Chancen für das Zusammenleben werden spürbar und soziale Kompetenzen für ein funktionierendes Miteinander gefördert.
Im offenen Jugendtreff gibt es ein ausgeglichenes Verhältnis von selbstorganisierter Freizeitgestaltung, pädagogisch begleiteter und thematisch vorbereiteter Angebote. Die Gestaltungsmöglichkeiten reichen von regelmäßigen Gruppentreffen, gemeinsamen Mahlzeiten, Ferienangeboten und Fahrten über Vorträge, Filme und Diskussionen bis hin zu Workshops, Besuchen in Flüchtlingsunterkünften etc.

3.2 Inklusionsarbeit

Größter Bestandteil dieses Arbeitsfeldes wird die Initiierung und Etablierung von Patenschaften zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund sein.
Teilnehmende lernen zu unterschiedlichen Biografien gehörende Lebensbedingungen, Probleme und Bedarfe kennen, und nutzen diese Erfahrungen zur (Weiter)Bildung ihrer eigenen Persönlichkeit. Des weiteren wirkt sich die gebotene Unterstützung positiv auf die Ankommensphase der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Greifswald aus und fördert eine schnelle(re) Integration. Es entstehen Freundschaften. Man geht gemeinsam ins Kino, auf ein Konzert oder spielt im gleichen Fußballverein

jugendliche Paten unterstützen bspw.
– durch Stadtführungen die Orientierung in einer völlig neuen Stadt
– durch die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten mit der eigenen Peergroup eine
schnellere Einbindung in ein soziales Umfeld
– bei den Hausaufgaben und
– mit ersten Sprachkenntnissen

Qualitätssichernd für die Patenschaften wirken neben einer permanenten fachlichen Betreuung durch die Projektmitarbeiter_innen, konkrete Evaluationsmöglichkeiten in regelmäßigen Abständen, sowie eine vorangestellte einwöchige „Schulung“.

3.3 Präventionsarbeit
(Projekttage für Schulen und (Sport)Vereine)

Jugendliche ohne Migrationshintergrund spüren eine Unsicherheit in Sachen Ein- bzw. Zuwanderung, die sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht und rechtsradikal beeinflusst wird. Gerade in Bundesländern mit vergleichsweise geringem Ausländeranteil (so auch M-V) ist offenbar die Angst vor einer vermeintlichen „Überfremdung“ besonders groß. Vielerorts gibt es auch hier Proteste gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in den Kommunen, Bewegungen wie Pegida oder auch der lokale Ableger MVgida erfahren großen Zulauf auch durch Jugendliche unserer Region. Für diese Jugendlichen sind Aufklärung hinsichtlich bestehender Vorurteile, sowie die Schaffung verschiedener Kennenlern- und Austauschmöglichkeiten enorm wichtig.
Neben der präventiven Bildungsarbeit gegenüber rechtsextremistischen Denk- und Handlungsweisen haben wir uns zum Ziel gesetzt, auch die Lebenssituation von Menschen zum Thema zu machen, die von Rassismus und Ausgrenzung aufgrund ihrer Herkunft, ihres sozialen Status oder anderer Merkmale betroffen sind.

Unsere Projekttage werden insbesondere für Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr entwickelt. Sie orientieren sich an reformpädagogischen Ansätzen und beteiligen die Jugendlichen interaktiv am Lernprozess.